Lob des Lichts Pierre Soulages / Tanabe Chikuunsai IV.
Tenmoku-Schalen mit irisierendem Schimmer, „spiegelschwarze“ Porzellane, Lacke mit schillernden Oberflächen: Gewisse intensiv bearbeitete Werke erhaschen die der Nacht entspringende Helligkeit, enthüllen und verzaubern die Farben der Dunkelheit.
In Übereinstimmung mit diesem Erbe in Helldunkel entschieden die Sammlungen der Baur-Stiftung, des Museums der fernöstlichen Kunst, das reich an seltenen Kostbarkeiten ist, mit einigen der Meisterwerke von Pierre Soulages, dem Meister von „Lichtschwarz“, in einen Dialog zu treten. Die Verbundenheit, die seine Kunst mit der „Fülle der Stille“ teilt, und die nach den Worten des Schriftstellers Junichirō Tanizaki in der visuellen Kultur des Archipels mit den „Farben der Dunkelheit“ zusammenhängt, ist zwar rein zufällig, jedoch nicht weniger offensichtlich. Die Japaner selber täuschten sich übrigens nicht darin; schon sehr früh verstanden sie die ernste und zeitlose Poesie des Werks des Künstlers von Aveyron; Schritt für Schritt verfolgen sie seine Laufbahn seit der Präsentation eines seiner Gemälde in Tokyo anlässlich des ersten Salons im Mai 1951. Besonders gut gefallen ihnen daran die chromatischen Kontraste, die frei sind von jeglichem sentimentalen oder figurativen Ballast, sowie die imposanten und ruhigen graphischen Ausstrahlungen, die als Lichtträger gedachten und gestalteten Materialien.
In den Umrissen der aus Nussbeize genährten „Zeichenformen“, die die Anfänge des Malers charakterisierten, finden manche die Linien der fernöstlichen Kalligraphie wieder; für andere evozieren die schillernden Schichten der Outrenoirs die Tiefe der Maki-e-Lacke, dieser mit Licht überpuderten Malereien … Gegenstand dieser Ausstellung ist es, eine andere Begegnung mit dem Land der aufgehenden Sonne anzubieten, diesmal über die aufgerichteten Linien, wobei Ton und Licht die Bambuswälder durchdringen; der „abstrakten Skulptur“, die nach Pierre Soulages aus der „Schrift der Äste im Raum“ entsteht, antworten die Stangen und Knoten des im Helldunkel modellierten Bambus vom heute international bekannten Ausnahmekünstler Tanabe Chikuunsai IV. Als Erbe von altüberlieferten Traditionen und Techniken und als aktueller Vertreter einer renommierten Reihe von Flechtwerkgestaltern bearbeitet er das Pflanzenmaterial auf neuartige, bildhauerische und leuchtende Art.